Rudolf Leopold Klekner

Maschinenkonstrukteur. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1912    † 1943

 

Lebenslauf

Rudolf Leopold Klekner wurde am 15.12.1912 in Wien geboren. Er arbeitete als Maschinenkonstrukteur. Sein Vater Rudolf Anton Klekner kam 1943 im Konzentrationslager Buchenwald um. Sein jüngerer Bruder Oskar, Mitglied der Widerstandsgruppe "Soldatenrat", wurde am 2.11.1943 im Landesgericht I in Wien hingerichtet.

Widerstand, Todesurteil, Hinrichtung

Rudolf Leopold Klekner war Mitglied der kommunstischen Betriebszelle in den Brown-Boveri-Werken in Favoriten. Wie auch sein Bruder Oskar sandte er Briefe an Frontsoldaten ab, und forderte diese auf, die Waffen niederzulegen und den Kampf einzustellen. Er wurde am 24.2.1942 verhaftet und am 27.9.1943 zum Tode verurteilt.

Aus der Haft schrieb er an seine Nächsten: "Mutter, all ihr Lieben! Du schreibst, die Urteile sind so streng und du zitterst. Die Urteile sind Taten wahnsinniger Ertrinkender, die sterben müssen, und zeigen die Angst vor unserer gerechten Sache.“

Die Hinrichtung erfolgte am 2. November 1943 im Landesgericht I in Wien, am gleichen Tag wurde das Todesurteil an seinem Bruder Oskar vollstreckt.

Abschiedsbrief an seine Eltern, v. 2.11.1943, dem Tag seiner Hinrichtung

"Liebes Mütterlein! Nun ist es so weit! Unabwendbar ist mein Schicksal, aber nicht umsonst das Opfer. Nun habe ich noch einige Bitten an dich. Bücher, Zelt u. Fotos gehören der Grete. Wir haben damit so viele schöne gemeinsame Stunden verbracht und ich weiß es bei Grete am Besten aufgehoben. Die Geschenke von Grete soll sie auch aufbewahren. Was mit all dem andern Zeug geschieht, ist mir egal. Es ist sicher ein großer Schlag für dich, nun so ganz allein dazustehen..."

"...Lieber Vater! Du bist der einzige, der wieder zur Mutter kommt und ich bitte dich viel 1000 Mal unserer lieben Mutter den Lebensabend ihres so kummervollen Lebens nach bestem Wissen und Gewissen so schön wie möglich zu gestalten. Wir haben den Namen Klekner und für die Tradition der Familie für Freiheit und Fortschritt einzustehen..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 2, Seite 1007. Wiener Stern Verlag 2016

Abschiedsgedichte für Grete Tremmel

ZUM ABSCHIED

Immer noch
hätt´ich dir so viel zu sagen,
und doch
ist es nur ein stummes Klagen.

Wozu, warum
hat es überhaupt noch Sinn
bald bin ich stumm
und alles, alles ist dahin.

EIN STERN ERLOSCH

Ein Stern erlosch im Weltenraum
und ausgeträumt ein schöner Traum.
Sein Licht für immer ausgebrannt,
da man sein Wort nicht recht erkannt.

Ein Stern erlosch, sein Platz ist frei
und wieder ging ein Mensch vorbei,
es ist nicht leicht, das Weiterziehen
auch selbst wenn Tausend andre glühen

Ein Stern erlosch, er kehrt nie wieder
verklungen sind die schönen Lieder,
es war so schön, doch kurz, ein Traum!
Ein Stern erlosch im Weltenraum.

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 2, Seite 1007. Wiener Stern Verlag 2016

Aus dem Urteil

“Es bedarf keiner näheren Ausführung, dass die von der Angeklagten (Kovarik) teils selbst mehrfach abgeschriebenen, teil auf ihre Veranlassung unter Beteiligung der beiden Angeklagten Rudolf und Oskar Klekner anderweitig vervielfältigten und in einzelnen Stücken tatsächlich an Frontsoldaten abgesandten Briefe mit ihrer eindeutigen Aufforderung an die Frontkämpfer, die Waffen niederzulegen und den Kampf einzustellen, objektiv den hochverräterischen Versuch darstellen, die Kampfmoral und den Siegeswillen der deutschen Soldaten zu untergraben und sie zum Überlaufen oder zur Meuterei nach dem unseligen Vorbild des Jahres 1918 zu veranlassen.”

Bericht von Maria Klekner über ihren Sohn Rudolf an das Zentralkomitee der KPÖ, v. 20.8.1946

"Nach einem Jahr wurde er dem Landesgericht II überstellt. Da hatte ich die Gelegenheit mit sogenannten "Gsiberln" mich mit meinem Sohn zu verständigen. In jedem Schreiben schrieb mir mein Sohn unter anderem: "Die rote Armee wird uns befreien, verzage nicht, liebe Mutter. Es lebe der Friede, es lebe die Freiheit." In einem an seinen Onkel gerichteten Brief schrieb mein Sohn unter anderem: "Wenn ich euch nur eine viertel Stunde vom Gestapokeller erzählen würde, es würde euch das Blut in den Adern stillstehen."

(aus dem Nachlass von Maria Klekner / Grete Tremmel)

Gedenktafel

Eine an Rudolf Leopold Klekner, seinen Vater Rudolf Anton und seinen jüngeren Bruder Oskar an deren ehemaligen Wohnhaus angebrachte Gedenktafel wurde aller Wahrscheinlichkeit nach vom Hausbesitzer abmontiert.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • Profil: "Zur Erinnerung ein paar Haare"

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


Porträt teilen